Bildung + Lernen gGmbH

 
 

29.03.2017 | Der ehemalige Kiosk an der Grünstraße im Gänsewinkel war immer schon ein Magnet für Kinder. Heute ist der neue „AWO-Kiosk Gänseblümchen“ wieder ein Anziehungspunkt, vornehmlich aber für Jungen und Mädchen aus geflüchteten Familien. Der SPD-Landtagsabgeordnete Hartmut  Ganzke hat sich die Einrichtung angesehen: „Das ist die genau die richtige Integrationsarbeit, die jetzt gemacht werden muss“.

Die AWO-Familienbildungsstätte am Westhellweg hat im Gänsewinkel gegenüber der Gesamtschule mit der neuen Außenstelle „Kiosk Gänseblümchen“ eine Betreuungsmöglichkeit für Kinder aus geflüchteten Familien und ihre Eltern geschaffen. Die AWO folgt damit einem Auftrag des städtischen Jugendamtes, die GWG-Wohnungsgenossenschaft hat die leerstehenden Geschäftsräume zwischen einem Kosmetiksalon und einer Bäckerei der Stadt günstig vermietet. Der Landschaftsverband gibt Zuschüsse für das Projekt. Ralf Grobe als Geschäftsführer der Gemeinnützigen Wohnungsbaugenossenschaft Schwerte eG ist vom dem Projekt ebenfalls überzeugt und hat mit seiner Mitarbeiterin Karin Berninger das Projekt unterstützt.

Als Hartmut Ganzke zusammen mit AWO-Geschäftsführer Rainer Goepfert und dem Unterbezirksvorsitzenden Wilfried Bartmann das „Gänseblümchen“ besucht, tobt um ihn herum eine kleine Meute ausgelassener Kinder verschiedenster Nationen.
Hussin, Azat, Narine – sie kommen aus Syrien, andere aus dem Irak oder Afghanistan, Kinder aus Nigeria, Bangladesh, Indien, Tadschikistan, sie alle sind im Kiosk Gänseblümchen willkommen, spielen und lernen. „Kinder aus dem Sozialraum rund um den Gänsewinkel, die bisher keinen Kita-Platz bekommen haben, werden bei uns betreut“, sagt Sabine von der Heide vom AWO-Familienzentrum, „immer aber zusammen mit einem Elternteil.“ Meist begleiten die Mütter ihre Kinder, ganz oft aber auch die Väter. „Die Eltern sind sehr dankbar dafür, dass ihre Kinder aus den Unterkünften rauskommen und hier einen geschützten Raum finden“, sagt Nicole Kneer, die als Fachkraft zusammen mit Martin Krehl an bislang 15 Wochenstunden den Kiosk leitet.

Die Eltern bekommen über das Familienzentrum Beratungen, Tipps und Hinweise für ihren Alltag in Deutschland. „Die Kleinen lernen spielerisch Deutsch und solche Dinge wie etwa den Umgang mit einer Schere, Buntstiften oder Knete“, so Nicole Kneer. So manches Schulkind kommt Hilfe suchend mit seinen Hausaufgaben in den Kiosk, das wird dann nebenbei noch miterledigt. Erwachsene kommen mit den Hausaufgaben aus ihren Spachkursen, mit Behördenpost oder einfach mit Fragen.
Zwischen Zouzan, Joud und Arej wuseln ganz oft auch Ida, Mattis und Emilia. „Das hier auch deutsche Kinder willkommen sind und mit ihren neuen Nachbarskindern spielen, das finde ich besonders positiv“, so Hartmut Ganzke. Als Mitglied im AWO-Unterbezirksvorstand weiß Ganzke um die Kompetenz der AWO im Kreis Unna in Fragen der Migrationshilfe: „Wir sind da kreiswert sehr gut mit vielen Fachleuten aufgestellt und können uns so ergänzen.“

Im Kiosk Gänseblümchen soll demnächst eine internationale Krabbelgruppe an einem Vormittag installiert werden. Am 24. April ist um 11 Uhr eine Schwangerschafts-Konfliktberatung geplant, am 11. April beginnt in den Kioskräumen ein Sprachkurs für Neuangekommene.
Natürlich kommen direkt die Kinder aus der Containerunterkunft Gänsewinkel neben der Gesamtschule in den Kiosk, mittlerweile finden aber auch etliche geflüchtete Familien aus Wohnungen im Viertel um den Gänsewinkel die Einrichtung. Und aus den Unterkünften in der Binnerheide kommen auch regelmäßig Eltern mit Kindern zum „Gänseblümchen“.

Wer mehr über die Arbeit wissen möchte, erreicht Sabine von der Heide unter Telefon 02304-981060 im Familienzentrum am Westhellweg.

Foto (v.l.n.r.): Landtagsabgeordneter Hartmut Ganzke, AWO-Geschäftsführer Rainer Goepfert, AWO-Unterbezirksvorsitzender Wilfried Bartmann und GWG-Geschäftsführer Ralf Grobe informierten sich im Kiosk Gänseblümchen. 

08.03.2017 | Offene Ganztagsschulen (OGS) sollen sowohl ein umfassendes und ganzheitliches Bildungs- und Erziehungsangebot als auch ein verlässliches Betreuungs- und Förderangebot für alle Schülerinnen und Schüler in NRW bieten. Etwa 80 Prozent der Offenen Ganztagsschulen werden von Trägern der Freien Wohlfahrtspflege geführt. Diese finden: die aktuellen Rahmenbedingungen für den Offenen Ganztag sind nicht ausreichend, um den Anforderungen entsprechen zu können. Die Qualität der Ganztagsschulen hängt vorrangig von den freiwilligen Leistungen der einzelnen Kommunen bzw. Kreise ab. Große regionale Ungleichheiten bzgl. Finanzierung, Standards und Strukturen sind die Folge.

Deshalb starten sie 14 Jahre nach Einführung der Offenen Ganztagsschulen eine Kampagne für einheitliche Standards und eine sichere Finanzierung und Ausstattung. 
 
Zur Auftaktveranstaltung im Haus der Technik in Essen trafen sich 320 Fachkräfte.  Prof. Dr. Ulrich Deinet referierte, wie Kinder die Ganztagsschule erleben und welche Konsequenzen für die Rahmenbedingungen sich daraus ergeben. Die Vorsitzende des Arbeitsausschusses Familie, Jugend und Frauen der Freien Wohlfahrtspflege NRW, Helga Siemens-Weibring stellte die Kampagne vor. Anschließend verdeutlichten Vertreter*innen aus der Jugendhilfe, Schule und Kommunalpolitik in einem Podiumsgespräch ihre verschiedenen Positionen zur Situation im Offenen Ganztag.  
 
Andreas Johnsen, Vorsitzender der Freien Wohlfahrtspflege in NRW stellte fest: „Die Offene Ganztagsschule ist ein zentraler Bereich der gesellschaftlichen Entwicklung. Es geht um die kognitive und soziale Begleitung unserer Kinder in einer wichtigen Lebensphase. Deshalb muss die Offene Ganztagsbetreuung an Schulen durch verbindliche Festlegung von Standards, höhere Etats, eine einheitliche Förderung in NRW und eine verlässliche gesetzliche Regelung gesichert und weiter ausgebaut werden.“ 
 
Die Kampagne wird durch Aktionen vor Ort begleitet und endet am 12. Juli 2017 mit der Übergabe der Forderungen vor dem Düsseldorfer Landtag. Das der Kampagne zugrunde liegende Positionspapier der Freien Wohlfahrtspflege NRW sowie weitere Informationen gibt es unter http://freiewohlfahrtspflege-nrw.de/initiativen/ogs-kampagne/einfuehrung/

Die BILDUNG + LERNEN gGmbH, eine Tochter der AWO Unterbezirk Unna, hat am Kampagnenauftakt teilgenommen und wird sich auch vor Ort an der Kampagne beteiligen. Sie ist an elf Schulen in fünf Städten und Gemeinden des Kreises Unna mit 39 Gruppen tätig und betreut 993 Grundschüler*innen.

 

20.02.2017 | Am vergangenen Samstag machten sich Patinnen und Paten des Schwerter AWO-Projektes JEKAMI mit ihren Patenfamilien auf den Weg zur Burg Altena. Als der Zug in Altena einfuhr und die Burg hoch oben auf dem Berg sichtbar wurde, hielt es die Kinder kaum noch auf ihren Plätzen. Nach kurzem Fußmarsch ging es durch einen schmalen Gang, der zum Erlebnisaufzug führte. An verschiedenen Stationen erfuhren Kinder, Eltern und Paten historisches zur Burg und der Adelsfamilie, sahen sich in einem Bildschirm als Ritter und machten sich auf die Jagd nach einem sehr scheuen Reh. Der Aufzug brachte sie dann blitzschnell hinauf zur Burg. Schon standen alle im Burghof und wurden im Rahmen einer Führung erst einmal zu Rittern und Burgfrauen „geschlagen“.

Aktuell gibt es in Schwerte 33 ehrenamtlich aktive Patinnen und Paten zwischen 20 und 75 Jahren. Diese  unterstützen und entlasten Eltern und ihre Kinder und  werden  in ihrer Tätigkeit von der AWO Familienbildungsstätte begleitet. Die Nachfrage  an Patinnen und Paten wächst ständig. Wer wöchentlich 2 bis 3 Stunden Zeit hat, mit einem Kind zu spielen, Ausflüge zu machen, die Eltern (häufig Alleinerziehende) zu entlasten oder bei Behördenangelegenheiten zu helfen, kann sich  gerne bei der AWO-Familienbildungsstätte, Westhellweg 218, in Schwerte (Tel. 02304 98106-0 / E-Mail: Diese E-Mail-Adresse ist vor Spambots geschützt! Zur Anzeige muss JavaScript eingeschaltet sein!) melden.

Foto: Die Teilnehmenden des JEKAMI-Projektes am Schwerter Bahnhof, dem Start- und Endpunkt eines tollen Ausfluges

02.02.2017 | Unna/Gelsenkirchen. Stellt das Down-Syndrom ein Hindernis für die berufliche Laufbahn dar? Nicht grundsätzlich. Die 20-jährige Janine Knegt aus Unna gehört seit über einem Jahr zum fünfköpfigen Team des Gelsenkirchener Unternehmers Michael Sarholz, der den Einradversand AJATA betreibt. Die langfristige Vermittlung in Arbeit gelang mitunter durch eine enge Zusammenarbeit der betreuenden Behörden Agentur für Arbeit Hamm sowie Jobcenter Kreis Unna und dem regionalen Bildungsträger BILDUNG+LERNEN gGmbH, eine Tochtergesellschaft der AWO Unterbezirk Unna.

Ihre Schwerbehinderung hat Janine Knegt nie als Hindernis, sondern als Motivation gesehen, gesteckte Ziele zu erreichen. Die Arbeitsaufnahme bei AJATA bildet für sie den bisherigen Höhepunkt ihrer Laufbahn. „Ich habe einen tollen Arbeitsplatz gefunden. Meinen Chef und die Kollegen mag ich sehr und meine Arbeit macht mir großen Spaß.“ Den familiären Halt im Rücken, begann Janine Knegt schon früh, sich hohe Ziele zu stecken. Ihre Mutter Claudia Knegt erinnert daran, dass es nicht immer einfach gewesen sei, ihrer Tochter den inklusiven Werdegang zu ermöglichen. „Erzwingen kann man diesen inklusiven Weg nicht, denn es darf natürlich nicht zu Lasten des Kindes gehen. Janine besuchte die Gesamtschule aufgrund ihrer kognitiven Einschränkungen zieldifferent, d.h. sie musste das Klassenziel nie erreichen, sondern wurde nach ihren Möglichkeiten gefördert. Sie hat zwar nie einen Schulabschluss erreicht, aber sie besuchte nach der 9. Klasse drei Jahre die Förderschule mit dem Schwerpunkt Geistige Entwicklung“. In Kooperation mit Arbeitsagentur, Jobcenter und dem Bildungsträger Bildung + Lernen gGmbH nahm sie in dieser Zeit an dem Projekt NeuEinstellung zur beruflichen Eingliederung in den ersten Arbeitsmarkt teil. Dabei erhielt sie Schulungen und Mobilitätstraining und konnte intensiv betreute Praktika absolvieren; eines davon beim Einradversand AJATA in Gelsenkirchen. Dass ihr Arbeitsort in Gelsenkirchen sein würde, schreckte zuerst ab. Durch die Unterstützung des Bildungsträgers, in Person des Jobcoaches Marco-Sandor Fußy, übte Janine Knegt die Fahrtstrecke mit öffentlichen Verkehrsmitteln ein. Das einjährige Langzeitpraktikum mündete schließlich in ein Arbeitsverhältnis. Seitdem kommissioniert und verpackt Janine Knegt in ihrem Arbeitsalltag Bauteile von Einrädern.

Monika Boxhammer und Nicole Keller, Vertreterinnen von Arbeitsagentur und Jobcenter, begleiteten den Prozess: „Eine berufliche Eingliederung von Menschen mit Behinderungen kann funktionieren, wie dieser Fall zeigt. Dabei spielt die Kooperation unserer Arbeitsverwaltungen und dem Bildungsträger eine enorme Rolle. Nur gemeinsam können wir jedem Bewerber die individuelle Hilfestellung bieten, die für eine nachhaltige Vermittlung in Arbeit notwendig ist.“ Gern würden sie es sehen, wenn auch weitere regionale Arbeitgeber sich trauen würden, einen Bewerber mit Behinderung einzustellen. Dafür bieten sie Interessierten kostenlos Beratungen und Hilfestellungen an und unterstützen Arbeitgeber bei ihrem Entscheidungsprozess. Ob ein Bewerber in den eigenen Betrieb passt oder den Anforderungen gewachsen ist, kann schon ein Praktikum zeigen. „Mit dem Fall von Janine Knegt möchten wir zeigen, dass Menschen mit Behinderungen einen Betrieb bereichern können“, erklären die Verantwortlichen unisono, die sich im regelmäßigen Austausch mit Arbeitgebern immer wieder mit klassischen Vorurteilen konfrontiert sehen.
Vorbildlich reagierte AJATA-Geschäftsführer Michael Sarholz. Er hatte sich explizit darum bemüht, einem jungen Menschen mit Behinderung einzustellen. Das begleitete Langzeitpraktikum von Frau Knegt war für alle Beteiligten im Betrieb lehrreich. Der Gelsenkirchener Sarholz erklärt: „Als Janine in unser Team kam, haben wir erkannt, dass wir viele Dinge vereinfachen können; so beschriften wir seitdem die Regale mit Etiketten in einer größeren Schriftart. Davon profitieren letztendlich alle Beschäftigten.“  

Tiefergehendes fachliches Know-how erwarb Janine Knegt durch Jobcoach Marco-Sandor Fußy, der durch die begleitende Betreuung in dem Betrieb ein Arbeitskollege auf Zeit war. Zusätzlich stand auch Mitarbeiterin Anne Holzheuer der jungen Frau in der Folge zur Seite: „Gemeinsam meistern wir auch heute noch die täglichen Herausforderungen des Arbeitsalltags. Des Weiteren unterstütze ich Janine in ihrem Aufgabenspektrum oder gebe ihr konkrete Anleitungen bei einigen Tätigkeiten.“ Zufrieden blickt Janine Knegt auf das erste Berufsjahr bei AJATA zurück, ermöglichte es ihr doch, noch selbstständiger und unabhängiger zu werden. Damit nähert sie sich nun ihrem nächsten Ziel heran: bald die erste eine eigene Wohnung zu beziehen.

Jobcenter Kreis Unna (http://www.jobcenter-kreis-unna.de/artikel/news/mitten-im-berufsleben.html)
Text: Antonia Mega
Foto: Katja Mintel